Was kann man denn heute noch kaufen? Was kann man denn heute noch glauben? Droht bald jedem Verbrennungsmotor das Fahrverbot ?
Nachdem so ziemlich jedes Horrorszenario bemüht wurde, um aber auch jeden Autofahrer zu verunsichern, möchte ich hier einmal MEINE Gedanken zu diesem Thema zur Diskussion stellen. Ich betone, dass es MEINE Ansicht ist- nicht die der Hersteller, nicht die der Politik, sondern einfach eine Meinung von jemandem, der ganz gerne hinterfragt. Das kann recht unbequem sein, ist aber mitunter ganz hilfreich…
Zuerst also mal eine Standortbestimmung: Fakt ist, dass besonders bei der Abgasbehandlung von Dieselmotoren- sagen wir mal, mit nicht ganz legalen Methoden- nachgeholfen wurde, um die politischen Ziele der Schadstoffreduzierung zu erreichen. Und nein, nicht nur von den gern gescholtenen deutschen Autobauern. Soviel ist ja inzwischen bekannt geworden…
Fakt ist aber auch, dass es derzeit kein effizienteres Verbrennungssystem als den Dieselmotor gibt. Deswegen wurden ja Teile dieses Verfahrens auf die Benzinmotoren übertragen. Und so haben wir inzwischen kaum noch Benziner, die ihren Kraftstoff nicht direkt eingespritzt bekommen, oder keinen Turbolader haben, oder… Wer jetzt erwartet, dass damit das Schadstoffproblem gelöst sei und der Diesel abgedankt hat, denkt aber leider nicht weit genug. Denn wenn Verbrennungsprozesse wie beim Diesel ablaufen, müssen doch zwangsläufig auch die Ergebnisse – positiv wie negativ – dieselben sein. Oder ? Und genau das bestätigen jüngste Messungen: Inzwischen sind die Benziner die wahren Partikelschleudern! Also steht uns beim Benziner dasselbe bevor, was die Dieselfahrer schon hinter sich haben: In der ersten Stufe: Partikelfilter. Meine ganz persönliche Meinung dazu: Nichts als Augenwischerei! Wenn die Partikel wirklich gefiltert würden, dann müsste man den Filter doch, ähnlich wie bei der Kaffeemaschine, von Zeit zu Zeit mal leeren. Ich höre sie schon: „Das wird ja auch gemacht!“ Ach, wirklich? Wann, bitte, haben sie denn das letzte Mal unter ihrem Auto gelegen, den Filter ausgebaut und gereinigt? Und wohin haben sie die gesammelte Asche entsorgt? „Das passiert ganz automatisch !“ Ja, ich weiß: Indem (je nach verwendetem System) direkt in den Filter zusätzlicher Kraftstoff eingespritzt wird und die großen Partikel nachverbrannt werden, bis sie klein genug sind, nicht mehr sichtbar zu sein. Das bedeutet ganz einfach, dass wir nicht nur die Menge an Partikeln ERHÖHEN, sondern die auch gleich noch lungengängig gemacht werden, weil sie von den Bronchien gar nicht mehr gefiltert werden können. Fassen wir kurz zusammen: Wir bauen in den Abgasstrang einen zusätzlichen Widerstand (Partikelfilter) ein, der also den Kraftstoffverbrauch erhöht, um diesen dann mit weiterem Kraftstoff wieder freizubrennen. Das Ergebnis sind nicht ganz unproblematische Abgase, aber weil die ja keiner sieht… Damit wir uns richtig verstehen: Natürlich müssen die Abgase so unschädlich wie möglich gemacht werden, schließlich wollen wir ja alle gesund leben. Im Idealfall fallen also gar keine Abgase an. Hurra, es lebe das Elektroauto! MOMENT! Bevor ich dazu meine Gedanken preisgebe, noch ein Denkanstoß: Die erste Stadt, die Dieselfahrverbote beschlossen hat, war Hamburg. Just am dem Tag, an dem das Fahrverbot in Kraft trat, lief im Hamburger Hafen eines der umweltschädlichsten Schiffe ein, die auf den Weltmeeren unterwegs sind. Von Clean Diesel hat man da noch nie was gehört, und mit den Partikeln der Abgaswolke könnte man vermutlich das ganze Ruhrgebiet teeren… Nein, im Ernst: Es gibt genügend Studien, die belegen, dass nur einer dieser Ozeanriesen mehr Schadstoffe ausstößt, als Millionen Diesel-Pkw zusammen- in ihrem ganzen Autoleben!! Wäre denn nicht das der viel effizientere Ansatz, etwas für die Umwelt zu tun? Der Aufwand und die Anzahl der in Frage kommenden Kreuzfahrt- und Containerschiffe scheint erheblich kleiner zu sein, als Millionen von Pkw um- oder nachzurüsten. Umso mehr, als dass der Erfolg mehr als zweifelhaft ist. Also doch Elektro? Geduld…
Zunächst eine rhetorische Frage: Wie lange hält ein neuer Handyakku, bis er entladen ist? Etwa eine Woche, oder? Diese Zeit verkürzt sich rasend schnell, bis das Gerät ständig am Stromnetz hängt. Bei vielen Handys ist der Akku inzwischen fest verbaut und gar nicht mehr austauschbar, also wird das Handy gleich mit dem Akku entsorgt. Analog zu den Verbrennungsmotoren werden wir also dieselben Probleme im Großen zu erwarten haben, die wir im Kleinen schon kennen. Hinzu kommt, dass die Herstellung (wollen wir das leidliche Thema der Entsorgung gleich mit ins Feld führen?) so viele seltene Rohstoffe und Energie verschlingt, dass ein vergleichbares konventionelles Auto fast schon wieder bis zum Ende seines Lebenszyklus‘ effizienter abschneidet. Selbst wenn das derzeit in aller Munde diskutierte Elektro- Tankstellennetz aufgebaut sein wird (meiner Ansicht nach ebenso problemlos machbar wie der Aufbau des herkömmlichen Tankstellennetzes), bleibt doch immer noch die Frage, wo und wie denn der ökologisch produzierte Strom her- und in die Steckdose hineinkommt? Denn nachhaltige Elektromobilität kann es doch nur geben, wenn der Strom aus 100% regenerativen Quellen kommt, dann aber auch konsequent in mit ebenso angetriebenen Elektrobaggern, Baumaschinen usw. errichteten Elektrotankstellen angeboten wird. Der Bau sollte aber keinen zusätzlichen Feinstaub verursachen…
Wir sehen also, ganz so einfach ist es nicht, eine rein ökologische Mobilität zu erreichen. Außer natürlich, wir erledigen wieder alle Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad… (und ja, auch der Supermarkt müsste so beliefert werden… )
Tja, was also bleibt denn übrig, wenn wir unsere liebgewonnene (oder auch von ihr abhängige- fragt mal die Berufspendler, oder die vom ÖPNV abgekoppelten Regionen) Mobilität behalten wollen?
Zuerst mal die Verantwortung jedes Einzelnen. Unabhängig davon, ob die jeweilige Fahrt jetzt sein muss oder nicht, hängt der dabei entstehende Schadstoffausstoß von der „Schwachstelle“ des gesamten Systems ab: Genau, nämlich der zwischen Lenkrad und Fahrersitzlehne… (dazu zähle ich mich uneingeschränkt auch!) Je öfter beschleunigt werden muss, desto höher der Kraftstoffverbrauch- und desto mehr Schadstoffe werden emittiert. Eigentlich ganz logisch. Es kommt aber noch etwas dazu: Wie in jedem Organismus kann nichts besseres am Ende herauskommen, als man vorn einfüllt. Will sagen: Hut ab vor den Ingenieuren, die mit ihrem heutigen Wissen manchen „Spleen“ der Politiker ausbaden müssen. Dass der Biosprit nach wie vor keine Akzeptanz findet, hat doch Gründe, oder? Wer einmal in Gegenden unterwegs war, wo Benzin noch Benzin und Diesel noch Diesel sein darf, wird erstaunt feststellen, dass man bei gleicher Fahrweise plötzlich mit einer Tankfüllung viel weiter kommt.
Und wenn wir uns wieder unseres Fahrlehrers erinnern, der da was von „vorausschauender Fahrweise, kein unnötiger Ballast, irgendwas war da auch mit WOLKE… “ gepredigt hat, sind wir schon mitten im eigenen Beitrag, die Schadstoffemissionen zu verringern. Eigentlich ganz einfach, oder?
Tja, und wohin geht die Reise nun hinsichtlich der Motorentechnik? Ohne Prophet zu sein behaupte ich mal, dass die Elektromobilität kommt. Nur eben noch nicht gleich, und sie wird auch noch nicht in absehbarer Zeit den Verbrennungsmotor vollständig ablösen. Bis dahin wird die Forschung weiterhin in hocheffiziente Verbrennungsmotoren investieren, die vielleicht endlich wieder nur dem Antrieb dienen- nicht zwingend benötigte Systeme könnten z.B elektrisch betrieben werden-, oder Hybridantriebe (die im Prinzip so ähnlich arbeiten) oder auch vollkommen andere alternative Antriebe (ich denke da z.B. an Brennstoffzellen,…) werden Einzug halten.
Es bleibt auf alle Fälle spannend, und ganz sicher wird es auch einen steuerlichen Einfluss geben- oder kann mir jemand schlüssig erklären, wie die immensen Steuerausfälle kompensiert werden sollen, die entstehen, wenn alle Autos mit Verbrennungsmotoren sofort gegen Elektroautos ausgetauscht würden… ?
In diesem Sinne eröffne ich die Diskussion und freue mich auf Eure (konstruktive) Meinung zu diesem Thema. Viel Spaß wünscht dabei
Uwe Henkel.